Kompressen-Verfahren

Bei Untersuchungen der Bauhaus Universität Weimar wurde der Diffusionskoeffizienten von Salzionen und die Effizienz der Kompressenentsalzung bestimmt. Dazu wurde ein versalzener Probekörper vollständig mit Wasser gesättigt, bis auf eine Seite abgedichtet und eine handelsübliche Kompresse aufgetragen. Die Abtrocknung erfolgte dann ausschließlich über die Kompresse, die regelmäßig gewechselt und untersucht wurde. Bei diesem Versuchsaufbau wurde ein signifikanter Salzeintrag in die Kompresse gemessen. Aber auch hier begann nach einiger Zeit der kapillare Wasser- und Salztransport langsamer zu werden und von der Trocknung über die Gasphase überlagert und schließlich abgelöst zu werden. Die Versuchsbedingungen stellen einen Idealfall dar. In der Praxis ist es nicht möglich einen porösen Körper mit Wasser zu sättigen, ohne die Salze dabei ins Innere zu verschieben. Der Versuch zeigt aber, das selbst unter Idealbedingungen, bei einer Abtrocknung über eine einseitige Kompresse nur eine begrenzte Salzmenge entfernt werden kann. Ab dem Zeitpunkt, bei dem die Trocknung über die Gasphase verläuft, stoppt die Entsalzung. Dieses grundsätzliche Problem kann nur mit einer gerichteten Wasserströmung, die über einen definierten Zeitraum aufrechterhalten wird, gelöst werden.

Musterflächen mit 3 unterschiedlichen Kompressenmischungen

Injektionskompressenverfahren

Die beiden Abbildungen zeigen Musterflächen der Schlosskirche in der Lutherstadt Wittenberg. Die Salzbelastung war jeweils ähnlich, wobei mit dem Injektionskompressenverfahren ca. die 10 fache Salzmenge entfernt werden konnte [3].

Die geschilderten Probleme und Überlegungen sind weitgehend unabhängig vom Objekt und der Zusammensetzung der Kompresse. Von vielen Restauratoren werden Kompressen aus Bentonit, Zellulose, Sand und deren Mischungen verwendet. Diese besitzen einige prinzipielle Nachteile. Zellulose hat aufgrund der Struktur der Fasern relativ große Poren und damit auch nur eine schwache Saugkraft auf feinporösen Materialien, wie Sandstein und dichten Ziegeln. Außerdem ist die Haftung im trocknen Zustand und die Aufnahmekapazität für Salze gering. Eine deutliche höhere Saugkraft und bessere Haftung auf unterschiedlichen Untergründen besitzt Bentonit. Die gute Haftung führt aber oft dazu, dass sich die Kompresse nur schwer vom Untergrund lösen lässt und auf der Oberfläche Rückstände bleiben, die dann aufwendig entfernt werden müssen. Alle diese Nachteile waren Anlass zur Entwicklung von neuen Kompressenmischungen, die sich gut verarbeiten, anbringen und wieder entfernen lassen. Es handelt sich hierbei um ein komplexes Gemisch von Perliten, spezielen keramischen Leichtzuschlägen  gemischt mit weiteren Substanzen.

Mischung mit neuen keramischen Leichtzuschlägen

Die gesamte Mischung besitzt eine große Anzahl feiner Poren und damit eine sehr hohe Wasser- und Salzspeicherkapazität. Das Material trocknen deutlich langsamer als Zellulose und läßt sich ohne größeren Aufwand wieder entfernen. Aufgrund des geringen Schwindens beim Abtrocknen bilden sich kaum Trockenrisse und bei einer guten Haftung am Untergrund. Die Kompressen können auch in größerer Stärke aufgebracht werden, wobei durch den Einsatz einer modifizierten Putzmaschine eine sehr hohe Effektivität erreicht wird. Anhand von Versuchen an realen Objekten konnten die Mischung und die anderen Verfahrensbedingungen (Wasserzugabe, Trocknungsverlauf) entsprechend modifiziert werden, so dass abhängig von den vorgegeben Bedingungen optimale technologische Parameter gewählt werden können. Dies gestattet eine Entsalzung unterschiedlicher Objekte mit einem minimalen Eingriff in die Substanz bei einer hohen Effektivität hinsichtlich der Applikation und Entfernung der Paste [2].

[1] K. Terheiden, Ch.Kaps Sandsteine im Sanierungsprozess der Kompressenentsalzung, 12. Hanseatische Sanierungstage, Warnemünde 2001

[2]  A.Protz, Maßnahmen zur Salzreduzierung von Wänden aus Leichtziegeln im Neuen Museum Berlin, Mauerwerk  Heft 4 (2008), Verlag Ernst und Sohn, Berlin

[3] Protz, A.,Friese, P. Möglichkeiten und Grenzen von Entsalzungsmaßnahmen am Beispiel von Objekten in Wittenberg und Potsdam,  Mauerwerk  Heft 2 (2014), Verlag Ernst und Sohn, Berlin

 

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